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1. Oktober 2020

Wie gut sind meine Kompetenzen als Trainer?

competence
GRETA

Als ich im Frühjahr die Anfrage erhielt, ob ich als Pilotteilnehmer an dem Forschungs- und Entwicklungsprojekt GRETA teilnehmen wollte, war da zunächst ein großes Fragezeichen.

Also habe ich mich auf der Projekt-Website umgesehen. Ein Kompetenzmodell und ein „Anerkennungsverfahrens für die Kompetenzen von Lehrenden in der Erwachsenen- und Weiterbildung” –  das klang interessant. In meiner langen Zeit als Trainer, Dozent, Lehrbeauftragter und Professor (FH) hatte ich sehr viele gute Lehrende kennen gelernt aber leider immer wieder auch von Seiten der Studenten oder Teilnehmer von solchen gehört, denen entweder Fachwissen oder methodisch-didaktisches Rüstzeug oder gar beides fehlte. Ein Anerkennungsverfahren kann da für die Qualität der Erwachsenen- und Weiterbildung nur positiv sein. Also entschloss ich mich das Angebot wahrzumehmen und meine eigene Kompetenzbilanz zu ermittein.

 Die Portfolio Plus Kompetenzbilanz deckt vier Kompetenzbereiche ab

  • Professionelle Selbststeuerung
  • Berufspraktisches Wissen und Können
  • Fach- und feldspezifisches Wissen
  • Professionelle WErthaltungen und Überzeugungen

die in insgesamt 25 Teilbereichen abgefragt werden. Dabei ist es wichtig, sich bei der Beantwortung selbst zu reflektieren und diese Selbstreflektion entsprechend zu dokumentieren. Das so entstehende Kompetenzprofil wird dann von einem zugewiesenen Gutachter ausgewertet und zur Kompetenzbilanz verdichtet. Die Gutachter und Gutachterinnen müssen gemäß Projektbeschreibung mit dem dahinterstehenden Kompetenzmodell vertraut sein und zugleich selbst ausreichend Erfahrung im Bereich Erwachsenen- und Weiterbildung haben.

Am 1. Juni habe ich mein Kompetenzprofil eingereicht und bekam am 12. Juli die Auswertung per Mail mit der Ankündigung des anschließenden Feedback-Gesprächs. Dieses fand am 5. August 2020 statt. In dem sehr angenehmen, von beiderseitigem Respekt vor der Erfahrung geprägten Gespräch erhielt ich weitere Erläuterungen und konnte auch meinerseits Feedback zur Kompetenzbilanz und dem Kompetenzmodell geben. Am Ende August 2020 erhielt ich dann meine offizielle von der Gutachterin unterzeichnete KompetenzbilanzAdobe PDF file icon 24x24.

Erfahrungen mit dem Kompetenzprofil

Beim Ausfüllen des Kompetenzprofils ist mir aufgefallen, dass manche Teilaspekte auf meine Angebote und Arten von Trainings nicht so wirklich passen. Ich vermute, dass es bei anderen auch der Fall sein wird, je nach dem in welchem Kontext sie ihre Tätigkeit ausführen, welche Art von Bildungsangeboten sie machen oder was die Zielgruppe ist. Von daher ist es nur natürlich, dass man nicht in allen Aspekten die höchste Wertung erreicht, was nicht nicht unbedingt mit der tatsächlich vorhanden Kompetenz korrelieren muss.

In meinem Fall weist z.B. mein Kompetenzprofil im Bereich „Lehr-Lernmethoden und -konzepte/digitale Medien” nur die Basisstufe aus. Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit in unterschiedlichen Kontexten bin ich mit digitalen Medien durchaus vertraut, aber in meiner aktuellen Trainingspraxis spielen sie nur eine untergeordnete Rolle.  Im Kompetenzmodell allerdings wird der Einsatz digitaler Medien schwergewichtig in der Aufbaustufe gewertet. Für mich scheint es von daher sinnvoll sowohl vorhandene Kompetenzen als auch deren tatsächliche Anwendung ausgewogen zu berücksichtigen.

Auch kann es sein, dass der Umgang mit einem Thema so selbstverständlich ist, dass man dem keine besondere Bedeutung beimisst. In diesem Fall setze ich diese Kompetenz nicht bewusst ein und muss sie auch nicht bewusst entwickeln. Dies kann sich dann in der Kompetenzbilanz ebenfalls in einer geringeren Bewertung dieses Aspekts auswirken. Von daher scheint es mir sinnvoll, sich bei der Beantwortung ruhig etwas mehr Zeit für die Reflektion zu nehmen.

Solche Punkte können auch im Feedback-Gespräch herausgearbeitet werden, so dass man erkennt, ob hier Verbesserungspotenzial besteht oder nicht. Hierzu würde ich anregen, dass die Ergebnisse des Feedback-Gesprächs ebenfalls in die Kompetenzbilanz einfließen.

Insgesamt halte ich das Kompetenzmodell für einen sehr positiven Ansatz zur Qualitätsverbesserung in der Erwachsenen- und Weiterbildung. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen kann ich jeder und jedem Lehrenden empfehlen, seine eigene Kompetenzbilanz erstellen zu lassen und die Gelegenheit zur Selbstreflektion beim Ausfüllen des Fragebogens zu nutzen.

Tags: Kompetenz, GRETA, DIE, Qualität in der Weiterbildung